CSD Darmstadt 2023: Vielfalt verpflichtet!

Seit Jahrzehnten gehen queere Aktivist*innen auf die Straße. Sie demonstrieren für ein selbstbestimmtes und freies Leben. Sich der eigenen sexuellen oder geschlechtlichen Identität bewusst zu werden und mit Stolz zu sich zu stehen, ist oft nicht leicht. Wer früher diesen Schritt wagte, musste mit Repressionen rechnen und lebte mitunter gefährlich. 

Vieles ist besser, aber nicht alles ist gut

Der Stonewall-Aufstand von 1969 markiert einen Wendepunkt im Kampf um Gleichberechtigung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans* und intergeschlechtlichen Menschen. Vieles hat sich verbessert, aber es kommt in Deutschland wieder vermehrt zu queerfeindlichen Angriffen – in Frankfurt, in Darmstadt: an Orten, die wir kennen und in denen wir leben. trans* Personen sind  besonders häufig betroffen. 

Gewalttaten gegen queere Menschen zeigen, dass Akzeptanz und Vielfalt immer wieder aufs Neue erstritten werden müssen. Sie mahnen uns, lautstark zu bleiben, denn unsere Gesellschaft kann erst dann offen und frei sein, wenn alle Menschen in ihr angstfrei und selbstbestimmt in Vielfalt miteinander leben. 

Stonewall was a riot

Als Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* und intergeschlechtliche Menschen stehen wir in der Tradition von Stonewall. Wir demonstrieren, weil wir trotz aller gesellschaftlicher Fortschritte immer noch zu oft marginalisiert werden. 

In einer Zeit, in der rechtsextreme und populistische Parteien und Bewegungen immer mehr Zuspruch finden, muss der queere Widerstand fortgesetzt und Zusammenhalt und Solidarität in unserer Community gestärkt werden. Es braucht unser Engagement, um Aufklärung und Bildung zu queeren Lebensweisen voranzutreiben. Es braucht unsere Stimmen! Wir dürfen nicht zulassen, dass man uns zentrale Rechte vorenthält. 

Vielfalt verpflichtet!

Wir haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir zusammen viel erreichen können. Nach wie vor gibt es aber Hindernisse, die wir am besten gemeinsam und solidarisch überwinden. Wir brauchen keine Symbolpolitik! Wenn sich politisch Verantwortliche, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Organisationen mit dem Regenbogen und der Pride Fahne schmücken, ist es unsere Aufgabe, sie daran zu messen. Vielfalt verpflichtet! 

Unsere Symbole sind keine Accessoires, mit denen man sich schmückt, wenn der Pride Month ansteht. Sie sind Symbole einer emanzipatorischen Bewegung, die bis heute notwendig ist. Sie alleine verändern aber keine Gesellschaft. Um Homo-, Bi-, Trans- und Interfeindlichkeit zu bekämpfen und queere Rechte zu stärken, braucht es konkrete Maßnahmen. 

Unsere Forderungen:

Im Jahr der Landtagswahl in Hessen fordern wir die politisch Verantwortlichen auf, unsere Community vor Ort zu stärken.

  • Es ist notwendig, dass queere Bedürfnisse noch stärker in die politischen Prozesse einfließen und Regenbogenkompetenzen strukturell gefördert werden. Es reicht nicht aus, nur am CSD mit uns auf die Straße zu gehen. 
  • Wir fordern die demokratischen Parteien auf, sichere Räume und Unterstützungsangebote für queere Menschen in Stadt und Land zu schaffen und die bestehenden Angebote zu verstetigen und auszubauen.
  • Die aktive Förderung von Akzeptanz und Vielfalt innerhalb wie außerhalb der Community muss gesamtgesellschaftlich vorangetrieben werden, um eine geteilte Vorstellung von Selbstbestimmung zu schaffen.
  • Wir brauchen ein modernes Selbstbestimmungsgesetz, das sich an den Lebenswirklichkeiten von Trans*, Inter* und nicht-binären Menschen orientiert.
  • Wir fordern die konsequente Verfolgung und Dokumentation von Gewalttaten gegen queere Menschen. Nur so können sie sichtbar gemacht und nicht länger ignoriert werden.
  • Menschen, die vor Krieg und Repressionen fliehen und bei uns Schutz suchen, verdienen unsere Solidarität. Es ist deshalb notwendig, sichere Unterbringungen für queere Asylsuchende zu schaffen und damit ihre Schutzbedürfnisse anzuerkennen. Auch in Darmstadt brauchen wir ein Safehouse nach dem Vorbild von Frankfurt.

Vielfalt zu repräsentieren gelingt dann, wenn eine Kultur gelebt wird, die Diversität wertschätzt – das gilt für Unternehmen, Bildungseinrichtungen, die Zivilgesellschaft, politisch Handelnde und unsere eigene Community. 

Vielfalt verpflichtet – deshalb gehen wir gemeinsam auf die Straße!