Motto

CSD 2011: Wir l(i)eben Vielfalt!

Darmstadt soll uns so erleben, wie wir sind: vielfältig und bunt. Wir sind groß und klein, jung und alt, dick und dünn, wir kleiden uns betont auffällig oder sehr schlicht, agieren extrovertiert und laut oder auch zurückhaltend und scheu, aber vor allem: Wir sind da! In unserer Vielfalt unterscheiden wir uns nicht, sondern sind ein Teil der bunten Darmstädter Stadtgesellschaft.

Unser Motto ist außerdem ein generelles Zeichen gegen gruppenbezogene Gewalt und alle Angriffe auf ein friedliches und tolerantes Miteinander. Die Ausgrenzung und Intoleranz gegenüber Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen missachtet demokratische Grundsätze und die Würde der Menschen, wie sie das deutsche Grundgesetz schützt. Vielfalt ist ist etwas Positives und Erstrebenswertes, sie zeigt, wie unterschiedlich Leben und Lieben sein kann.

Gleichzeitig steht unser Motto auch für mehr Solidarität innerhalb der Community. Wir sind vielfältig und leben dies auch, ein_e jede_r so, wie es gefällt. Wir sollten nicht ausgrenzen und diskriminieren, sondern einbeziehen, fördern, gemeinsam kämpfen und stark sein.

Das Leben und Lieben dieser Vielfalt innerhalb der Darmstäder Community und mit allen interessierten Darmstädterinnen und Darmstädtern wird in diesem Jahr ausgiebig gefeiert!

Mittelpunkt des CSD-Sommerfests bildet ein buntes und vielseitiges Bühnenprogramm. Livebands, eine politische Podiumsdiskussion, eine Travestieshow und vieles mehr erwarten den Besucher.

Eröffnet wird das Programm um 15 Uhr von unserem Schirmherrn, dem Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt, Jochen Partsch.

CSD 2012: Natürlich anders!

“Unter dem Motto „Natürlich anders!“ feiern wir zusammen mit Homosexuellen, Bisexuellen, trans*Menschen und anderen Vereinen und Organisationen den CSD Darmstadt 2012 auf dem Riegerplatz.

Eines unserer Anliegen ist es, mit dem Fest Information und Aufklärung zu fördern und die Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern zum Thema zu machen. Dies soll an Infoständen verschiedener Organisationen, durch eine Demo-Parade und im Rahmen einer politischen Podiumsdiskussion gelingen.

Wir laden euch deshalb ganz herzlich dazu ein, im Rahmen eines Infostands mit eurer Organisation an diesem Event teilzunehmen und dadurch sichtbar zu machen, welche Konzepte ihr für die Förderung von Toleranz und Aufklärung habt und wie Darmstadt ein guter Ort für Menschen mit anderen Lebensentwürfen und sexuellen Orientierungen sein kann. “

CSD Trailer 2012 (Youtube)

CSD 2013: Mit vollem Recht queer!

Mit vollem Recht queer! Eine Erinnerung. Nun ist es schon fast 2 Monate her und wir möchten nochmal zurückblicken auf den Tag des Jahres für uns und die queere Darmstädter Community. Dieser Tag hat wieder eindrücklich bewiesen: Ja, Darmstadt kann CSD. Und es zeigt sich von Jahr zu Jahr mehr, dass wir es geschafft haben, unseren Christopher Street Day als gar nicht mal mehr so kleine aber nach wie vor sehr feine Veranstaltung im Reigen der anderen regionalen CSDs zu etablieren.

Fest steht: Es war ein CSD mit Gänsehaut-Momenten. Dazu zählt allem voran die in diesem Jahr stark angewachsene Demo-Parade. Der Blick vom vielbunten Führungsfahrzeug auf den City-Ring, der aus einem gigantischen Regenbogenfahnen-Meer bestand und dessen Zugende von Vorne nicht abzusehen war… das war unbeschreiblich. Wenn der Verkehr kurz zum Erliegen kommt, die Autofahrer aber nicht meckernd, sondern fotografieren und filmend aus ihren Autos aussteigen… Gänsehaut. Und noch viel wichtiger: Die Demo-Parade war nicht nur optisch überzeugend und stimmungsvoll, sie war auch politisch. Nicht nur Fahnen wurden geschwenkt, auch zahlreiche sehr originelle Plakate machten auf die Missstände in der Politik aufmerksam und setzten ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung sexueller Minderheiten. Neben der Blockadepolitik der deutschen Regierung stand in diesem Jahr vor allem die homofeindliche und menschenverachtende Politik Russlands im Fokus der Plakate.

Ein Höhepunkt war die vielgelobte Kundgebung auf dem Luisenplatz bei der sich unser Vorsitzender Jan Rothermel unter anderem die diskriminierende Politik und populistische Rhetorik der deutschen Regierung vornahm und für eine vollkommene Gleichstellung eintrat. Im Anschluss rief Rosa Opossum in ihrer Rede Politik und Gesellschaft in Anbetracht der entsetzlichen Entwicklungen in Russland zum Handeln auf.

Auch auf dem Riegerplatz blieb es politisch. Neben den vielen Infoständen von Organisationen, Vereinen und Parteien (es waren mehr als je zuvor) und der Bannerausstellung wurden politische Positionen bei einer hochkarätig besetzen Podiumsdiskussion mit Direktkandidat_innen aller fünf Parteien diskutiert und live in Gebärdensprache übersetzt. Auch die mittlerweile etablierte Luftballon-Aktion war in diesem Jahr ein politisches Statement. Mit der angehängten Botschaft „To Russia with Love“ sorgte auch dieser Moment einmal mehr für Gänsehaut. Abgerundet wurde der Tag von einem unterhaltsamen Bühnenprogramm mit einer großen Bandbreite an Livemusik, der kultigen Drag-Queen-Show, schönem Wetter und, und, und. Nach solchen Tagen merkt man, dass Engagement belohnt wird.

Wir danken allen Beteiligten für ihre Hilfe, geleistete Arbeit und investierte Nerven und hoffen auch im nächsten Jahr auf gemeinsame Gänsehaut!

CSD Trailer 2013 (Youtube)

CSD 2014: Ich hab nichts gegen die, aber…

Die Christopher Street Days sind schon lange Teil der LGBT-Bewegung (lesbian, gay, bisexual, trans*), die sich gegen Diskriminierung und für die Rechte von LGBTs einsetzt. In dieser Tradition sieht sich auch der CSD Darmstadt. Daher ist es uns neben der fröhlichen Atmosphäre, dem Austausch zwischen den vielen teilnehmenden Gruppen und Organisationen und gemeinsamen Feiern auch wichtig unsere Position klar zu machen: Wir demonstrieren mit diesem Tag gegen Diskriminierung.

Nachdem wir in 2013 vor allem die Ungleichbehandlung von lesbischen und schwulen Partnerschaften in verschiedenen Gesetzen (z.B. Adoptionsrecht) zum Thema gemacht haben, wollen wir in diesem Jahr grundsätzlicher auf Diskriminierung schauen. Das wollen wir vor allem auch deshalb tun, weil es wieder in Mode ist, öffentlich LGBTs zu diffamieren und ihnen Rechte abzusprechen. Dies geschieht mal mehr und mal weniger offen und direkt – immer aber mit dem Ziel LGBTs auszugrenzen: Aus den Themen im Unterricht – aus dem Profisport – aus der Erziehung von Kindern – aus der eigenen Familie – aus der Arbeitswelt – aus der öffentlichen Wahrnehmung.

Mit unserem CSD-Motto ICH HAB‘ NICHTS GEGEN DIE, ABER machen wir deutlich, dass dieser zunehmenden Diskriminierung widersprochen werden muss. Wann immer uns im Alltag der Satz ICH HAB‘ NICHTS GEGEN DIE, ABER begegnet, ist die direkte oder indirekte Homo- oder Transphobie nicht mehr weit. Wir finden es wichtig, dass LGBTs und ihre Freund_innen erkennen, wo sie überall angegriffen werden und sich wehren müssen. Deshalb haben wir homophobe und transphobe Aussagen aufgegriffen und unsere Sichtweise auf diese dargestellt. Damit der Satz ICH HAB‘ NICHTS GEGEN DIE, ABER nicht mehr unwidersprochen bleibt.

Es bleibt eine Aufgabe für alle und für jeden Tag: Diskriminierung erkennen und ihr entgegentreten.

CSD Trailer 2014 (Youtube)

CSD 2015: Wir können auch anders!

Wir finden es unerträglich, dass fast 50 Jahre nach Stonewall Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans* immer noch um rechtliche Gleichstellung und Menschenwürde kämpfen müssen. Wir sind schockiert, dass diese Diskriminierung als Normalität hingenommen wird. Die politischen Akteur_innen aller Parteien drücken sich vor der Verantwortung und beziehen keine klare Stellung. Wir sind entsetzt, dass Menschen auf die Straße gehen, um offen ihre Homo- und Transphobie zu zeigen, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt aus dem Schulunterricht verbannen wollen und damit auch aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen. Diesen Zustand nehmen wir nicht hin! VIELFALT MUSS! Die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt bereichert und stärkt unsere Gesellschaft. Junge Menschen brauchen diese Akzeptanz bei der angstfreien Entwicklung ihrer sexuellen Identität. Vielfalt kann auch Herausforderung sein. Aber nur eine Gesellschaft, die Vielfalt fördert, schafft die Möglichkeit für jede_n Einzelne_n, sich frei und selbstbestimmt zu entfalten. Wir können auch anders! Wir setzen uns für diese vielfältige Gesellschaft ein und beweisen, dass wir tatsächlich anders können. Dafür sind wir alle gefordert. Wir fordern ein mutiges Eintreten gegen Homo- und Transphobie sowie gegen jegliche andere Form der Diskriminierung – innerhalb und außerhalb der queeren Community.

Wir fordern:

  • die Akzeptanz der Vielfalt unserer Gesellschaft und vor allem die Unterstützung ihrer Minderheiten.
  • von jedem_jeder Einzelnen ein couragiertes Einschreiten gegen jegliche Form von Diskriminierung im Alltag.
  • Solidarität und Zusammenhalt innerhalb der Community, z.B. zwischen Lesben und Schwulen, und keine Diskriminierung von z.B. Trans* und Tunten.

POLITIK BEIM WORT NEHMEN!

Auch im Jahr 2015 besteht in Deutschland eine rechtliche Diskriminierung sexueller Orientierungen und Identitäten. Weder wurde die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet, noch wurden sie bei der Adoption gleichgestellt. Wir bleiben dabei: Alles, was nicht Gleichstellung ist, ist Diskriminierung. Ebenso bleibt die sexuelle Identität beim Gleichheitsartikel (Art. 3 GG) im Grundgesetz bewusst ausgelassen. Trans* Menschen sind durch das Transsexuellengesetz gezwungen, sich allein für eine Vornamensänderung psychologischer Begutachtung zu stellen und entwürdigende bürokratische Hürden zu nehmen. Dies ist ungerechtfertigt, unzumutbar und diskriminierend. Es ist beschämend, dass deutsche Politiker_innen diese Diskriminierungstatbestände immer noch dulden, sie sogar zur Verhandlungsmasse bei Koalitionsverträgen machen oder sie in der Öffentlichkeit populistisch und unter Einsatz von Bauchgefühlen statt Argumenten verteidigen.

Wir können auch anders!

Wir werden politische Ankündigungen und Versprechungen kritisch verfolgen und stärker denn je die Öffentlichkeit nutzen, um Wortbrüche und homo- und transphobe Äußerungen ohne Rücksicht auf religiöse und sonstige Argumente anzuprangern. Wir werden im Rahmen der Kommunalwahl 2016 in Darmstadt klar machen, welche Erwartungen wir an die Politik haben. Wir akzeptieren nicht, dass sich die Kommunalpolitik weiter vor dieser Verantwortung drückt.

Wir fordern:

  • die Öffnung der Ehe für Alle und die Ergänzung des Artikels 3 im Grundgesetz um die sexuelle Identität. Das Selbstbestimmungsrecht von Trans* muss verwirklicht werden. Trans* Menschen sollen sowohl Vornamen als auch Personenstand ändern können, ohne dass Außenstehende eine „transsexuelle Prägung” diagnostizieren und ein richterliches Urteil sprechen müssen.
  • keine Koalitionen mit Parteien zu bilden, die den vollständigen Abbau von Diskriminierung verhindern. Diskriminierung darf keine Verhandlungsmasse sein.
  • dass die Kommunalpolitik in Darmstadt endlich ihrer Verantwortung nachkommt (Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie, Räume für LGBT*-Angebote, Förderung des SchLAu-Projekts, LGBT*-Beauftragte, Beflaggung am IDAHOT und beim CSD).

VIELFALTSGEGNER_INNEN BEKÄMPFEN!

Homophobe und transphobe Parolen werden wieder salonfähig und genutzt, um Ängste zu schüren und sexuelle Vielfalt aus dem Lebensalltag zu verbannen. Mit gezielten Falschinformationen werden Menschen gegen uns aufgehetzt. Diese Diskriminierungspositionen sind nicht tolerierbar! Vielfaltsgegner_innen fügen mit falschen Behauptungen Menschen Schaden zu, verfestigen Vorurteile und sprechen nicht für die Mehrheit der Gesellschaft. Wir können auch anders! Wir alle haben die Verantwortung, diesen Gruppierungen etwas entgegenzusetzen und ihnen keinen Raum in der Öffentlichkeit zu überlassen. Dabei ist es unerheblich, ob Diskriminierung von Elterninitiativen, Parteien, Kirchen oder Homo-Heiler_innen ausgeht. Jede Institution muss gegen homo- und transphobe Äußerungen in ihren Reihen vorgehen. Wir verlangen hier eine entschiedenere Positionierung und den Ausschluss solcher Meinungsträger_innen.

Wir fordern:

  • den Ausschluss von homo- und transphoben Akteur_innen, wie z.B. Pfarrer_innen, Landtags- und Bundestagsabgeordneten wie Irmer und Steinbach. Homo- und transphobe Organisationen wie z.B. der Bund Katholischer Ärzte, die Offensive Junger Christen und das Weiße Kreuz müssen ausgeschlossen oder isoliert werden.
  • aktiven Widerstand gegen Feind_innen von Aufklärung und Vielfalt. Wir benötigen Bündnisse für deutschlandweite Gegendemonstrationen um homo- und transphobe Veranstaltungen zu stören.
  • homo- und transphoben Gruppen öffentliche Mittel zu entziehen und ihnen die Gemeinnützigkeit abzuerkennen.

Position beziehen! Protestieren! Widerstand leisten!

Wir können auch anders, Du auch!

CSD Trailer 2015 (Youtube)

CSD 2021: 10 Jahre CSD Darmstadt

Wir kämpfen. Wir feiern. Zusammen.

10 Jahre − ein Rückblick

Für queere Menschen in Darmstadt gab es vor zehn Jahren genug Grund, sich zu organisieren, ein Netzwerk zu bilden und auf die Straße zu gehen. In Darmstadt gab es kaum Räume für queeres Leben. Die queere Welt war auch sonst zumindest in Teilen noch eine andere − zum Beispiel schien die Ehe für Alle meilenweit entfernt, gleichgeschlechtliche Paare, die in einer “eingetragenen Lebenspartnerschaft” lebten, durften nicht gemeinsam Kinder adoptieren. Die sogenannte “Demo für Alle” bildete sich und machte ab 2014 mit queerfeindlichen Aussagen Druck.

Wir, lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und queere Menschen haben uns in Darmstadt getraut, laut zu demonstrieren und auch Forderungen an die Stadtgesellschaft, an die Politik und auch an die Community selbst zu stellen. Insbesondere im Rahmen des trans*-Prides im Jahr 2018 haben wir uns dafür ausgesprochen, dass Solidarität auch innerhalb der größer werdenden Community gelten muss. Zusammenstehen und gemeinsam Fordern hat uns auch für Darmstadt enorm viele Erfolge beschert.

Das Queere Zentrum mit professioneller Jugendarbeit, der Rainbow Refugee Support für queere Geflüchtete, jährliche Aktionen zum IDAHOBIT*, ein Mahnmal für Opfer des Paragraphen 175 und ein Queer-Beauftragter bei der Stadt Darmstadt − das alles wäre nicht möglich gewesen ohne die queere Community, die in den letzten zehn Jahren rund um vielbunt e.V. und den CSD Darmstadt zusammengewachsen ist und sich weiterentwickelt hat. Darüber hinaus sind wir in dieser Zeit ein selbstverständlicher und sichtbarer Teil der Stadtgesellschaft geworden, wodurch sich das gesellschaftliche Klima für queere Menschen in dieser Stadt verbessert hat. Die Darmstädter CSD-Demoparade ist nicht nur größer, sichtbarer und diverser geworden − sie ist heute die zweitgrößte in Hessen − und wird schon lange überregional wahrgenommen. Wir haben viel erreicht − und es bleibt noch viel zu tun.

Warum kämpfen?

Typische Alltagsdiskriminierungen wie Benachteiligungen in Job und Schule, Beschimpfungen, Beleidigungen und körperliche Gewalt gegen uns zeigen bis heute, dass der öffentliche Raum für uns nicht immer sicher ist. Die Diskriminierung lesbischer Ehepaare bei der gemeinsamen Mutterschaft, das de facto Blutspendeverbot für schwule und bisexuelle Männer, die immer noch vorhandene Ausnahme für kirchliche Arbeitgeber im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, der fehlende Diskriminierungsschutz in Artikel 3 des Grundgesetzes sowie Menschenrechtseingriffe bei trans* und inter* Menschen und viele weitere Einschränkungen existieren nach wie vor und beeinträchtigen unsere Selbstbestimmung und unsere Sicherheit.

Hinzu kommen gerade in den letzten Jahren reaktionäre Kräfte, die zu viel Gehör finden und uns unsere erkämpften Rechte und die gesellschaftliche Teilhabe streitig machen wollen. In autoritären Staaten wie Russland oder auch von EU-Mitgliedern wie Polen und Ungarn, wo diese Rollbacks bereits passieren, gibt es zu wenig Widerspruch. Auch andere Länder handeln zu wenig im Kampf gegen Diskriminierung und Stigmatisierung im eigenen Land und bei ihren Nachbarn.

Wir haben noch lange nicht alles erreicht und unsere Erfolge sind auch nicht automatisch dauerhaft gesichert. Es gilt, auch weiterhin auf Diskriminierung gegen uns aufmerksam zu machen und für unsere Freiheit und Rechte zu kämpfen − in Darmstadt, in Deutschland und weltweit!

Warum feiern?

Der Christopher Street Day ist eine politische Demonstration, bei der queere Menschen ihre Forderungen auf die Straße tragen. Mit dem CSD nehmen wir öffentlichen Raum ein und verändern ihn in unserem Sinne. Das Treffen mit anderen queeren Menschen und das Einstehen für gemeinsame Werte wirkt befreiend auf Menschen, die es an allen anderen Tagen gewohnt sind, ihre Identität zu verstecken und sich zu verstellen. Wir setzen ein politisches Statement nach außen, das gefüllt mit Stolz und Selbstbewusstsein ist − wir fühlen uns wohl damit, wer wir sind. Wir zeigen “Pride”!

Wir nutzen diesen Tag, an dem das Feiern als queere Gemeinschaft in der Öffentlichkeit möglich ist, um uns auch selbst zu stärken. Er ist auch ein queerer Raum, in dem Begegnung, Community, Sicherheit und Selbstbewusstsein erfahren und gefeiert werden können. Das setzt unseren negativen Erfahrungen eine positive Realität entgegen. Diesen besonderen Tag erleben wir frei und selbstbestimmt. Wir feiern unsere Erfolge und unsere Solidarität und wir sammeln Kraft für die nächsten Schritte.

Warum “wir” als Community?

Als Einzelpersonen können wir Diskriminierung nicht überwinden. Nur zusammen gelingt es, Sichtbarkeit für unser Anliegen zu erzeugen: die Befreiung queerer Menschen aus ihrer Ausgrenzung, Abwertung und Entrechtung. Dabei verbinden uns ähnliche Geschichten und Erfahrungen, auch Diskriminierungserfahrungen. Wir suchen einander, weil wir nach einer Gemeinschaft streben, in der wir vorbehaltlos akzeptiert und verstanden werden. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren in Darmstadt sichere Räume geschaffen. Diese sind jedoch verletzbar und bedürfen unseres solidarischen Schutzes. Lasst uns füreinander da sein, uns gegenseitig unterstützen und miteinander eine gute Zeit haben. Zusammen sind wir am stärksten!

Wir kämpfen. Wir feiern. Zusammen.

Das Motto 2019: 50 Jahre Stonewall

Zusammen Vielfältig Solidarisch

Wir schreiben das Jahr 1969. Homosexuelle Menschen werden in der deutschen Gesellschaft diskriminiert und geächtet, schwule Männer vom Staat systematisch verfolgt: Auf der Grundlage des Strafrechtsparagraphen 175 sind sexuelle Handlungen zwischen Männern verboten. Für viele Beschuldigte bedeutet bereits der Verdacht einen Gesichtsverlust im Umfeld, eine Verurteilung häufig auch den Verlust sämtlicher beruflicher Chancen. Lesbische Frauen sind ebenfalls von Freiheit und Selbstbestimmung ausgegrenzt: Für lesbische Liebe und weibliche Sexualität bietet die patriarchal geprägte Gesellschaft keinen Platz. Trans* Menschen werden pathologisiert, erleben keine Unterstützung und bleiben ohne Schutz.

Verfolgung und Diskriminierung sind in den 1960er Jahren nicht nur in Deutschland Alltag für queere Menschen. Auch in den USA werden queere Szene und queeres Leben abgewertet und kriminalisiert. Küssen und selbst Händchenhalten in der Öffentlichkeit sind verboten. Als Rückzugsort dienen wenige Gay Bars, zum Beispiel in der Christopher Street in New York. Das Stonewall Inn ist ein solcher Treffpunkt an denen sich sexuelle und geschlechtliche Minderheiten treffen – dort entsteht queere Gemeinschaft. Die Bar bietet denen Raum, die von der Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzt und marginalisiert werden – auch Latinos und Schwarzen, die zusätzlich zu ihrer sexuellen Orientierung auch für ihre körperlichen Merkmale und ihre Herkunft diskriminiert werden. Polizei-Razzien, bei denen die Personalien der Gäste des Stonewall Inn festgehalten und veröffentlicht werden, sind an der Tagesordnung. Wer im Stonewall Inn mit der Polizei in Konflikt gerät, muss mit der Zerstörung der sozialen Existenz rechnen. Die Strategie der Polizei setzt auf massive körperliche Gewalt, eine Gegenwehr ist gefährlich und deshalb keine Option.

Sie wehren sich – am 27. Juni 1969 läuft alles anders.

Frustriert von der jahrzehntelangen Misshandlung durch Gesellschaft, Staat und Polizei leisten die Gäste des Stonewall Inn an diesem Tag Widerstand – diese Razzia verläuft nicht, wie von der Polizei geplant. Die Menschen wehren sich, sie verweigern die Vorlage der Ausweise. Schläge von der Polizei werden von den Gästen der Bar nicht mehr hingenommen. Das Verhaften von Drag Queens, trans* Personen und weiblich gekleideten Männern wird verhindert. Eine Lesbe widersetzt sich ihrer Verhaftung und wird von der Menge unterstützt. Der Aufstand gegen die Polizeigewalt beginnt durch trans* Menschen in der ersten Reihe, durch Schwule und Lesben jeder Hautfarbe.

Die Botschaft, dass sich queere Menschen gegen die Ungerechtigkeiten und Misshandlungen wehren, spricht sich schnell in der Nachbarschaft herum. Bald stehen tausende Protestierende wenigen hundert Polizist_innen gegenüber, die versuchen den Protest gewaltsam zu beenden. Die tagelangen Aufstände vor der Bar erzeugen eine neue, einzigartige Sichtbarkeit im Land, geben Lesben, Schwulen, Bisexuellen und trans* Menschen Mut und inspirieren die Gründung der Gay Liberation Front. Die Proteste in New York stecken mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Botschaft die restlichen Teile des Landes an: Der Kampf für die eigenen Rechte und gegen Diskriminierung erreicht einen historischen Wendepunkt.

Dass die Community für ihre Themen und Interessen erfolgreich kämpfen kann, wird auch in Deutschland wahrgenommen. Die deutsche Lesben- und Schwulenbewegung entsteht. Es bilden sich Community-Organisationen und in zahlreichen Städten beziehen sich Demonstrationen auf die Ereignisse in der Christopher Street. Am 29. April 1972 findet in Münster die erste Schwulen-Demo der Bundesrepublik statt. Es braucht 22 weitere Jahre bis 1994 nach der Wiedervereinigung und scheinbar endlosem Ringen gegen die Kriminalisierung von Homosexuellen der Paragraph 175 ersatzlos gestrichen wird. 1981 wird das Transsexuellengesetz eingeführt und setzt bis heute verbindlich den rechtlichen Rahmen für die Transition von trans* Menschen. Es beendet allerdings nicht die Pathologisierung und Fremdbestimmung von trans* Menschen, sondern schreibt sie in vielen Bereichen  fest – zahlreiche Regelungen des Transsexuellengesetzes werden in den folgenden Jahrzehnten durch das Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt. Erst 2017 wird die Ehe für Alle inklusive des Adoptionsrechts gesetzlich möglich und beendet die gesetzliche Abwertung gleichgeschlechtlicher Beziehungen. Für die Opfer des Paragraphen 175 wird 2017 die Rehabilitierung und Entschädigung durch den Bundestag beschlossen.

Unsere Erfolge – unsere Lehren

Wir profitieren von den Erfolgen und lernen aus den Erfahrungen der queeren Bewegung der letzten 50 Jahre. Wir haben gelernt, dass wir erfolgreicher sein können, wenn wir zusammen, vielfältig und solidarisch kämpfen.

Wir müssen zusammen kämpfen.

Einzelne können die Diskriminierung, die queere Menschen erleben, nicht überwinden. Deshalb wollen wir uns verbünden und als Lesben, Schwule, Bisexuelle und trans* Menschen gemeinsam für unsere Interessen kämpfen. Außerdem haben wir erfahren, dass die Befreiung von queeren Menschen aus Ausgrenzung, Abwertung und Entrechtung von queeren Menschen selbst erstritten werden muss. Dies gilt für die Erfolge der Vergangenheit genauso wie für die Erfolge der Zukunft. Ohne unser eigenes Engagement werden sie nicht entstehen.

Wir wollen vielfältig bleiben.

Wir sehen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als Bereicherung und wir wehren uns gegen die Abwertung dieser Vielfalt. Sexuelle und geschlechtliche Minderheiten erleben weltweit Diskriminierung und brauchen deshalb besonderen Schutz. Wir setzen uns für eine Gesellschaft ein, die zu ihrer Vielfalt und ihren Minderheiten steht und diese schützt, wo Schutz nötig ist. Wir wollen uns nicht anpassen oder verstecken. Wir lassen uns nicht verbieten oder verschweigen. Unsere Sexualität und unsere Identität darf nicht tabuisiert werden. Hierfür brauchen wir keine Normen: Unsere Gesellschaft hat Platz für viele verschiedenen Möglichkeiten, das Leben zu leben.

Wir müssen solidarisch miteinander sein.

Wenn wir zusammen erfolgreich für unsere Rechte, Respekt und Selbstbestimmung kämpfen wollen, müssen wir solidarisch miteinander sein. Als queere Menschen haben wir vieles gemeinsam, aber wir sind auch sehr unterschiedlich. Um gemeinsam queere Bewegung zu sein, müssen wir uns besser kennenlernen, voneinander lernen und füreinander einstehen. Das bedeutet, sich mit den Lebenswirklichkeiten und dem Alltag anderer queerer Menschen zu beschäftigen. Wir wehren uns deshalb auch gemeinsam gegen Diskriminierung und Abwertung, egal wen von uns es trifft. Wir stellen uns der Transfeindlichkeit in den Weg. Wir kämpfen gegen Sexismus und die Abwertung von Frauen. Wir stellen uns gegen die gesellschaftliche Ausgrenzung von HIV-Positiven. Wir beziehen Stellung gegen Rassismus und unterstützen queere Geflüchtete. Bei all dem müssen wir uns auch mit der Diskriminierung innerhalb der Community und unseren eigenen Vorurteilen auseinandersetzen.

Unsere Solidarität verbindet uns und kann uns helfen, den gemeinsamen Weg miteinander weiter zu gehen. Dabei endet unsere Solidarität nicht an der Landesgrenze, sondern bezieht queere Menschen in anderen Ländern mit ein.

Am 17. August 2019 feiert die queere Community Darmstadt ihren neunten Christopher Street Day. Wir werden gemeinsam und mit allen, die sich mit uns solidarisieren, in der Darmstädter Innenstadt demonstrieren. Einige von uns werden Regenbogenfahnen tragen, andere gehen vielleicht Hand in Hand oder küssen sich.

50 Jahre Stonewall zeigen, dass wir queere Bewegung selbst machen müssen und es immer mussten. Zusammen, vielfältig und solidarisch gehen wir auf die Straße!

CSD Darmstadt 2018: Trans*Pride – Du bestimmst nicht mein Geschlecht!

Trans* Pride – Du bestimmst nicht mein Geschlecht!

Geschlecht – was ist das eigentlich? Die Antwort erscheint einfach: Ein Baby wird geboren, es wird ein oberflächlicher Blick zwischen die Beine geworfen, und schon glauben alle zu wissen, wie die Entwicklung des Kindes verlaufen wird. So haben wir es gelernt. Eigentlich ganz klar – aber so einfach ist es nicht.

Für viele Menschen mag diese Zuweisung des Geschlechts im weiteren Verlauf ihres Lebens keine größeren Probleme mit sich bringen – und dennoch ist sie problematisch. Wer sich näher damit beschäftigt, erkennt, dass Geschlecht auf wesentlich komplexeren Zusammenhängen aufbaut, als auf einer schlichten Zuordnung aufgrund der Genitalien. Die erzwungene Einteilung in ausschließlich zwei Geschlechter wird zudem der tatsächlich vorhandenen Vielfalt nicht gerecht – das hat auch das Bundesverfassungsgericht im November 2017 bestätigt. Selbst Menschen, für die das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht grundsätzlich passt, können unter den damit verknüpften Erwartungshaltungen leiden.

Immerhin ist die Erkenntnis, dass Geschlecht sich nicht an Vorlieben und Verhaltensweisen festmachen lässt, mittlerweile in weiten Teilen der Gesellschaft Konsens. Dass aber auch körperliche Merkmale nicht dazu geeignet sind, das Geschlecht einer Person mit Sicherheit festzustellen, ist noch lange nicht im Bewusstsein der Mehrheit angekommen.
Menschen, die trotz scheinbar eindeutiger körperlicher Merkmale irgendwann zu der Erkenntnis gelangen, dass ihnen bei der Geburt ein falsches Geschlecht zugewiesen wurde, werden deshalb immer wieder stigmatisiert und für krank erklärt.
Das erleben auch Menschen, bei denen Hormone, Chromosomen und anatomische Merkmale nicht eindeutig auf Mann oder Frau hinweisen.

Das muss aufhören! Niemand darf über das Geschlecht eines anderen Menschen bestimmen! Einzig und allein die Selbstaussage ist entscheidend für das eigene Geschlecht! Niemand darf gezwungen werden, sich einem Geschlecht zuzuordnen, das nicht als das richtige empfunden wird! Geschlechtliche Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht!

Für dieses Menschenrecht wollen wir auf dem CSD Darmstadt gemeinsam kämpfen. Wir erinnern dabei an 1969, als in der Christopher Street in New York City erstmals trans* Menschen, Lesben und Schwule gemeinsam auf die Straße gingen, um sich gegen Polizeigewalt und Diskriminierung zu wehren und um ihre Rechte einzufordern.

Wir haben erlebt und wissen, dass die queere Community gemeinsam einiges erreichen kann. Wir wissen aber auch, dass weiterhin viele Hindernisse der geschlechtlichen Selbstbestimmung im Weg stehen. Dagegen kämpfen wir – gemeinsam und solidarisch!

Deshalb fordern wir die vollständige Anerkennung von geschlechtlicher Vielfalt und Selbstbestimmung in allen gesellschaftlichen Bereichen durch:

  • Weitreichende Aufklärungskampagnen zur Geschlechtervielfalt, beispielsweise im Bildungssystem und der beruflichen Aus-und Weiterbildung.
  • Die durchgängige Verankerung der geschlechtlichen Selbstbestimmung in Normen und Institutionen des Rechtssystems, des Bildungssystems, des Gesundheits- und Erziehungswesens und in der Wirtschaft.
  • Ein Gesetz, das allen Menschen unabhängig von Alter und körperlichen Merkmalen eine Änderung von Namen und Personenstand ohne aufwändige, teure und oft entwürdigende Begutachtungen ermöglicht.
  • Die Abschaffung von Zwangstherapien als Voraussetzung für medizinische Maßnahmen zur Angleichung des Körpers an das empfundene Geschlecht.
  • Das Verbot von geschlechtszuweisenden Zwangsoperationen an intergeschlechtlich geborenen Kindern.

Das Motto des CSD 2017 findest du hier…

Motto 2017

The Future is queer!

Wie wir leben wollen

Wir sind anders – wir sind queer! Wir sind lesbische Frauen. Wir sind schwule Männer. Wir sind bisexuell und lieben Männer und Frauen. Wir lieben Menschen jenseits von Mann und Frau. Wir sind trans* und leben in dem Geschlecht, das zu uns passt. Wir kommen aus verschiedenen Teilen der Welt, sehen unterschiedlich aus und haben viele Sprachen und Kulturen. Wir sind verschieden und wollen verschieden bleiben. Wir sind gleich und wollen deshalb gleichberechtigt sein.

Wir haben das Recht auf ein glückliches Leben und gesellschaftliche Gleichberechtigung. Wir haben das Recht auf ein Leben ohne Verfolgung und Bedrohung. Auf ein Leben ohne Gewalt, Angst und Ausgrenzung. Wir wollen unser Leben selbstbestimmt und frei leben.

Unsere Beziehungen bestimmen wir selbst. Unser Sexualleben bestimmen wir selbst. Unsere Familienmodelle entwerfen und gestalten wir selbst. Unser Geschlecht kennen wir besser als alle Anderen. Unsere Lebensentwürfe müssen für uns stimmen – nicht für Andere.

Wer und was unser Glück bedroht

Mit unserer Vielfalt kommen manche Menschen nicht klar. Sie wünschen sich vereinfachte und unrealistische Verhältnisse. Sie wünschen sich zwanghaft eine Welt, die es nicht gibt und die es nie gab. Sie träumen von einer heterosexuellen Welt. Sie träumen von traditionellen Familien. Sie träumen von räumlich getrennten und „reinrassigen Völkern“. Sie stellen sich gegen geschlechtliche Vielfalt. Sie lehnen sexuelle Selbstbestimmung und eine Sexualität ab, die glücklich macht und nicht (nur) der Fortpflanzung dient. Sie halten fest an der Vorstellung, dass Männer die Welt regieren und Frauen die Küchen und Kinderzimmer. Sie erklären das mit ihren Traditionen oder Religionen, mit ihren rassistischen und völkischen Parolen und überschütten uns mit ihren Zwängen und ihrer Ignoranz. Die Öffnung der Ehe war ein wichtiger Schritt, der jetzt endlich auch in Deutschland getan wurde. Damit ist aber noch lange keine vollständige gesellschaftliche Gleichberechtigung erreicht.

Warum wir kämpfen

Wir mussten für unsere Freiheit und Selbstbestimmung kämpfen und müssen es immer noch. Alle Rechte und jede Anerkennung, die Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans* heute haben, wurden mühsam erstritten. Und auch wenn heute ein freieres Leben für queere Menschen möglich ist, fehlt uns noch viel zu echter Freiheit, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung. Wir beobachten auch, dass man uns wieder einschränken und unsere Rechte reduzieren will.

Wir sind queer und deshalb wehren wir uns. Wir kämpfen weiter für unsere Anerkennung. Wir verteidigen unsere Rechte und unsere Selbstbestimmung. Wir streiten für eine Gesellschaft, in der sich Minderheiten wohl und sicher fühlen können.

Wir halten zusammen, weil wir wissen, dass wir nur gemeinsam stark sind. Wir kennen unsere Unterschiede, aber wir kennen auch unsere Gemeinsamkeiten. Und wir werden gewinnen gegen diejenigen, die die Zeit zurückdrehen wollen. Wir kämpfen für eine Zukunft, in der Vielfalt eine Chance ist. Wir kämpfen für eine Zukunft, in der Liebe, Sexualität und Geschlecht frei sind.

Für eine queere Zukunft! Fight for it.


Das Motto des CSD 2016 und Infos dazu findest du hier…

Csd Darmstadt 2016: Liebe, Sex und Widerstand!

Das Motto des CSD Darmstadt 2016 lautet: “Liebe, Sex und Widerstand!” Was es damit auf sich hat? Lest selbst!

Liebe.

Liebe hat viele Formen! Es gibt keine „besseren“ oder „richtigeren“ Beziehungs- und Familienmodelle. Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene leben in Ein-Eltern-Familien, Patchworkfamilien oder Regenbogenfamilien.
Wer das nicht akzeptiert, ist realitätsfern und ignorant. Die Anerkennung und Förderung verschiedener Familienmodelle ist längst überfällig. Die Vielfalt von Lebensentwürfen muss in die Bildungspläne aller Kindergärten und Schulen.
Zur Anerkennung gehört auch die rechtliche Gleichstellung: Lesben und Schwule müssen endlich heiraten und Kinder adoptieren dürfen. Alles andere bedeutet eine Abwertung und Diskriminierung von Menschen, ihren Familien und Beziehungen.

Sex.

Sex ist viel mehr als Fortpflanzung! Sex gehört für viele Menschen zu einem glücklichen Leben und existiert unabhängig von Liebe.
Die sexuelle Selbstbestimmung ist zu schützen und zu achten. Jeder Mensch weiß selbst am besten, wen er begehrt und kann entscheiden, wie die eigene Sexualität gelebt wird, solange dabei die Selbstbestimmung anderer nicht eingeschränkt wird. Niemand braucht Moralwächter_innen, die Sexualität nur innerhalb der Ehe akzeptieren. Wir brauchen aufgeklärte und selbstbewusste Jugendliche und Erwachsene, die ihr Leben und Intimleben nach eigenen Bedürfnissen gestalten und dabei die Bedürfnisse und Grenzen anderer achten.
Zur sexuellen Identität eines Menschen gehört auch der eigene Körper. Niemand weiß besser, welches Geschlecht eine Person hat, als sie selbst. Die sexuelle Selbstbestimmung gilt auch für das Geschlecht. Wir brauchen kein verordnetes Geschlecht, sondern Wege, die die Selbstdefinition insbesondere von Trans* und Inter* sicherstellen.

Widerstand.

Man kann versuchen den Menschen mit veralteten und starren Vorstellungen Vorschriften zu machen, wie sie ihr Liebes-, Beziehungs-, Familien- und Sexualleben zu gestalten haben.
Wir setzen uns jedoch für eine vielfältige und moderne Welt ein, die den Menschen ein freies und glückliches Leben nach ihren Bedürfnissen ermöglicht.
Deshalb leisten wir Widerstand gegen diejenigen, die Hass gegen Minderheiten fordern und fördern. Wir stellen uns gegen religiöse und völkische Vorstellungen, die uns vorschreiben wollen, was eine echte Familie ist. Und wir lehnen es ab, wenn Heterosexualität als wünschenswerter oder gesünder erklärt wird als Homo- oder Bisexualität.
Wir fordern Respekt und Anerkennung für Inter* und Trans* statt falschem Mitleid und Heilungsversuchen. Wir stellen uns denjenigen in den Weg, die die Zeit zurückdrehen wollen oder von einer Welt träumen, in der es ausschließlich heterosexuelle Männer und Frauen gibt, die in ihren traditionellen Familienmodellen brav ihre Rollenbilder ausfüllen.

Unsere Gesellschaft hat Platz für viele verschiedene Möglichkeiten, das Leben zu leben.

Mehr Liebe! Mehr Sex! Mehr Widerstand!