Am 17. August 2024 werden Darmstadts Straßen wieder farbenfroh. Im Rahmen des Christopher Street Day – veranstaltet von vielbunt e.V. – gibt es ab 12:00 Uhr eine Demonstration und ein anschließendes Fest unter dem Motto “Schillernd gegen Schund – Darmstadt bleibt bunt!”. Es erwartet euch eine spannende politische Podiumsdiskussion, Live-Musik, Redebeiträge aus der Community, Stände von Organisationen und Parteien sowie eine Drag-Queen-Show.
Unser Mottotext unterstreicht, wie wir uns gegen den immer sichtbarer werdenden Rechtsruck wehren: Wir fordern eine politische Landschaft, die sich mit den drängenden Problemen unserer Zeit beschäftigt, statt durch Diskriminierung von Minderheiten ablenkt. Auch die Gesellschaft muss lernen, Populismus abzulehnen.
Doch woran lassen sich die populistischen Instrumente der Demokratiefeinde erkennen? In unserem diesjährigen CSD-Trailer zeigen wir euch das! Aurora und Effi erklären darin auf eine unterhaltsame und aufklärerische Art, woran wir Spaltung, Kulturkämpfe, Einschränkungen von Sichtbarkeit und Propaganda erkennen können:
Unsere After-Show-Party findet auch in diesem Jahr wieder in der Centralstation Darmstadt statt.
In wenigen Metern Laufweite vom Open-Air-Fest auf dem Karolinenplatz, werden euch Leo Yamane und D-Zero ordentlich einheizen und durch eine heiße Nacht bringen!
Ab sofort könnt ihr den CSD Darmstadt wieder mit unseren Pride-Bändchen unterstützen. Diese erhaltet ihr bei unseren Veranstaltungen gegen eine Spende.
Am 29.6. fahren wir zusammen zum CSD Hanau. Wir treffen uns um 11:20 Uhr am Darmstädter Hauptbahnhof (Bahnhofsvorhalle).
Abfahrt: 11:31 Uhr mit der RB 75. Die Demo startet um 13 Uhr am Hanauer Hbf, danach folgt das Bühnenfestival am Olof-Palme-Haus. Bringt eure Fahnen, Banner und Schilder mit!
Während der dritten Rede unserer CSD-Kundgebung sprach Heidi Schweitzer. Diese Rede fokussierte sich auf die Vielfalt innerhalb der lesbischen Community und die Notwendigkeit, trans, inter und non-binäre Menschen einzubeziehen. Sie forderte ein modernes Selbstbestimmungsgesetz und hob die besonderen Herausforderungen für lesbische Rainbow Refugees hervor. Der Aufruf zur Solidarität und zur Schaffung sicherer Strukturen rundete die Rede ab. Die volle Rede gibt es nun auf csd-darmstadt.de zu lesen. (Foto: Falk Fleischer)
Triggerwarnung vorab: in dieser Rede werden trans- und queerfeindliche Zitate reproduziert, die nicht von der Redner*in stammen.
Liebe Menschen,
Vielfalt verpflichtet ist das Motto des diesjährigen CSD in Darmstadt.
Lesbische Sichtbarkeit*en sind ebenfalls sehr vielfältig, das konnten wir nicht zuletzt in unseren vielen vielbunten Ladies-Night Talks, die wir in den letzten Jahren organisierten, erfahren.
Die Online-Talks und Live-Treffen waren und sind ein Raum zum Dialog für lesbische, bi und pansexuelle, queere, nicht-binäre, trans und agender Personen, die sich im weiblichen bzw. lesbischen Spektrum wiederfinden. Wir schafften hier ein sensibilisierten Austausch zu den unterschiedlichsten Thematiken im Bereich der lesbischen Sichtbarkeit*en. Wir hörten und hören viele Probleme und erlebte Diskriminierungen von Freund*innen – u.a. das Absprechen der eigenen sexuellen und geschlechtlichen Identität
– manche Menschen meinen “richtige Lesben” müssen als “echte Frauen” geboren sein – dieses und noch viel mehr findet statt und das im Jahr 2023!
Vielfalt verpflichtet bedeutet für uns auch die vielfältigen lesbischen Sichtbarkeit*en anzuerkennen und deren unterschiedliche Interessen ernstzunehmen und zu unterstützen hier in Darmstadt und überall!
Lesbische Sichtbarkeit bedeutet, dass lesbische Menschen ihre Identität offen leben und ihre Beziehungen in der Öffentlichkeit zeigen können, ohne diskriminiert oder verurteilt zu werden. Dieser Schritt hin zu mehr Sichtbarkeit*en wurde durch jahrzehntelange Kämpfe und den Einsatz von queeren Aktivist*innen ermöglicht.
Heutzutage sind lesbische Sichtbarkeit*en zwar in Medien, Politik und Gesellschaft und auch in Darmstadt präsenter, was zu einer größeren Akzeptanz und einer positiven Wahrnehmung beiträgt.
Allerdings darf dabei nicht übersehen werden, dass in diesem Fortschritt auch einige Schattenseiten existieren:
Insbesondere transfeindliche Tendenzen innerhalb der lesbischen Gemeinschaft können die lesbischen Sichtbarkeit*en einschränken und eine Spaltung verursachen.
Das verurteilen wir und stellen uns ganz klar an die Seite unser trans- inter und nonbinären Freund*innen!
Und ihr Alle – solltet Euch für die Belange von trans, inter und non-binärer Menschen einsetzen und somit ein klares Zeichen für Solidarität und Zusammenhalt setzen.
Lesbische Sichtbarkeit*en sind vielfältig und benötigen eine gesellschaftliche Teilhabe und keine Ausgrenzung!
Eine der wichtigsten Punkte zur Unterstützung der vielfältigen lesbischen Sichtbarkeit*en ist die geschlechtliche Selbstbestimmung und die damit verbundene Abschaffung des sogenannten „Transsexuellen-Gesetzes“ im Sinne der Selbstbestimmung von trans-, inter und non-binären Personen.
Wir meinen: Es wird allerhöchste Zeit für ein angepasstes, modernes und nicht diskriminierendes Selbstbestimmungsgesetz!
Eine weiteres dringendes Anliegen für Solidarität und Empowerment sind die Sichtbarkeit*en von lesbischen Rainbow Refugees. Queere Geflüchtete, darunter lesbische Personen, stehen oft vor besonderen Herausforderungen und Diskriminierungen, die sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität zusätzlich angreifbar machen. Sie sind einem erhöhten Risiko von Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt, sei es in Unterkünften oder im öffentlichen Raum.
Daher ist es sehr wichtig, ihre Sichtbarkeit*en zu erhöhen und sie zu stärken, um ihre Rechte zu schützen und ihre Integration hier zu fördern. Die Sichtbarkeit hilft auch auf diese Probleme aufmerksam zu machen und Schutzmechanismen zu entwickeln, um sie u.a. vor weiterer Gewalt zu schützen.
Sichtbare lesbische Rolemodels sowie Gruppen können queeren Geflüchteten helfen, sich selbstbewusster zu fühlen und sich in einer neuen Umgebung besser zurechtzufinden.
Sichtbarkeit schafft Sicherheit für alle queeren Menschen, insbesondere für bisher unsichtbare queere Menschen.
Es bleibt noch viel zu tun, um eine vollständige Gleichstellung und Akzeptanz zu erreichen. Die sehr wichtige Arbeit von uns vielfältigen, ehrenamtlichen Aktivist*innen und allen Organisationen und Vereinen hier in Darmstadt und überall bleibt daher von entscheidender Bedeutung, um die Sichtbarkeit*en und die Rechte von lesbischen Menschen weiter zu stärken und eine Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, respektiert und anerkannt werden.
Die Förderung der Sichtbarkeiten von lesbischen Menschen und von allen queeren Menschen sollte eine große Einladung zur Zusammenarbeit sein.
Es kann aber nicht nur die Arbeit von unbezahlten, ehrenamtlichen Menschen sein, die sich in ihrer Freizeit dafür engagieren. Es müssen sichere Strukturen in Formen von Hauptamtlichen geschaffen werden mit guter finanzieller Ausstattung, damit wir uns gemeinsam, besser und dauerhaft für die Rechte und Anerkennung aller Mitglieder der queeren Community einsetzen können und eine inklusive und unterstützende Gesellschaft schaffen, in der niemand aufgrund seiner Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung diskriminiert wird.
Seid solidarisch miteinander und haltet zusammen, denn zusammen sind wir stärker!
Während der zweiten Rede unserer CSD-Kundgebung sprach Beate Leisner. Die persönliche Geschichte einer späten Selbstfindung und des Outings standen im Mittelpunkt dieser Rede. Sie beschrieb, wie die Offenlegung der eigenen sexuellen Orientierung zu einer tiefgreifenden persönlichen Transformation führte. Beate betonte die Bedeutung von Sichtbarkeit und Akzeptanz in der Gesellschaft. Die volle Rede gibt es nun auf csd-darmstadt.de zu lesen. (Foto: Falk Fleischer)
Vor 10 Jahren stand mein Leben Kopf. Trennung nach knapp 15 Jahren. Stimmverlust – auch die Ausübung meines Berufes stand plötzlich auf der Kippe. Ich durchdachte mein Leben neu. Bisher fühlte ich mich fein – im Hetero dasein – erkannte aber auch schmerzhaft, dass ich mich schon immer, mal in Frauen, mal in Männer verliebte. Ich verheimlichte es – tat so, als ob es gar nicht so wäre. Dann spürte ich, während ich wochenlang nicht sprach und sang – da ist etwas in mir, was aus- und gelebt werden will. Ich wollte damit klar werden und endlich herausfinden, wie weit mein – für mich noch geheimnisvolles Frauenbegehren gehen will.
2013 war mein 1. CSD hier in Darmstadt, damals noch auf dem Riegerplatz. Dort war mein 1. Date mit Heidi – knall, bumm – peng – alles war anders, schön, lebens- und liebenswert. Mit über 40 erlebte ich, was es bedeuten kann, sich nochmal pubertär zu fühlen, im positiven Sinne.
Kurz darauf kam mein offizielles Outing, zunächst bei engen Freund*innen, dann bei der Familie und meinem gesamten Musiker*innen-Umfeld. Schritt für Schritt wurde das Outing ein Befreiungsschlag.
Ich blühte förmlich auf. Ich dachte nicht, dass das Offenlegen meiner sexuellen Orientierung solch ein Seelen- und Herzensöffner sein wird. So fand ich zurück zu mir, zur Stimme, zum wirklichen Begehren, zur Kreativität, zu meinem purem Selbst – voller Freude und allem mir nie vorher erahnten Möglichkeiten. Mein Leben wurde plötzlich so echt und durch und durch bedingungslos ehrlich und authentisch.
Heidi und ich feiern heute unser 10 Jähriges und wir freuen uns über uns und darüber, dass wir uns in dieser Vielfalt kennen und lieben gelernt haben. Wir freuen uns auf das, was da noch so kommt.
Wir sind sichtbar – wir können es uns erlauben, ”Lesbische Sichtbarkeiten“ hierzulande – in diesem, noch nahezu sicheren Umfeld, zu leben.
Heute weiß ich: Lesbische Sichtbarkeit ist alles andere als bequem. 10 Jahre mit vielbunt – spüre und merke ich immer mehr, auch bei vielbuntist nicht alles vielbunt.
Unsere queere Community ist vielfältig, wir leben und lieben die Vielfalt, sie ist unser Ziel. Binäre Welten treffen auf Nicht-Binäre Welten. Frauenwelten treffen auf Männerwelten. Transwelten treffen auf Cis-Welten, Lesbenwelten auf Schwulenwelten und vieles mehr.
Ich wünsche uns mehr Austausch untereinander, mehr Interesse aneinander und mehr Offenheit füreinander.
Lasst uns in einen konstruktiven, ehrlichen und offenen Dialog kommen.
Vor 10 Jahren war mein offizielles Outing – 2013 lernte ich hier, auf dem CSD in Darmstadt, meine Frau Heidi kennen und lieben. Damals war mir nicht klar, worauf ich mich da einlasse.
Das zu mir, zu uns stehen – braucht Mut. Lasst uns Menschen Wege aufzeigen, die ihnen helfen können, zu ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität offen stehen zu können. Es sollte für alle Menschen möglich sein – ohne Einschränkung und ohne Gewalterfahrung. Lasst uns offen, ehrlich und kompromisslos bleiben und aufeinander zugehen. Nur gemeinsam können wir das erreichen, was es noch braucht, um Sichtbarkeit zu leben.
Danke, dass ihr alle heute hier seid. Ihr zeigt allen, wie vielfältig, lebens- und liebenswert die